50 Jahre Nelkenrevolution
25 de Abril sempre, fascismo nunca mais! – 25. April für immer, nie wieder Faschismus!
Es ist der 25. April 1974, die längste rechte Diktatur Europas war je nach Zählweise schon 44 beziehungsweise 48 Jahre an der Macht. Doch diese Nacht erschütterte um kurz nach Mitternacht ein Lied die Diktatur. Im katholischen Rundfunk Radio Renascença wird das eigentlich verbotene antifaschistische Lied Grândola Vila Morena gespielt – für die eingeweihten Soldaten das Signal zum losschlagen. Das Movimento das Forças Armadas (MFA), eine Gruppe linker Soldaten, besetzte an diesem Tag die strategischen Zentren der Hauptstadt und konnte die restlichen Truppen auf ihre Seite ziehen. Zugleich füllten sich die Straßen mit Menschenmassen, die die Putschisten unterstützen und zeigten, dass es kein isolierter Staatsstreich einzelner Offiziere, sondern eine Revolution war. Schließlich belagerten die Aufständischen Diktator Marcelo Caetano in der Kaserne am Largo do Carmo in der Lisboeter Innenstadt und zwangen ihn zur Aufgabe. Der Weg war frei für den revolutionären Prozess und die Demokratie.
O 25 de Abril começou em Africa – Der 25. April begann in Afrika
Dass das Programm des MFA auf den drei Schlagwörtern Demokratisierung, Dekolonialisierung und Entwicklung basierte war kein Zufall. Das Salazar-Regime war nicht nur eine Diktatur, es versuchte auch, als alle anderen europäischen Länder den Großteil ihres Kolonialreiches aufgegeben hatten, noch seine Kolonien zusammenzuhalten. Außerdem verfolgte es einen strikt antimodernen Kurs, der Portugal zum Armenhaus Europas mit einer hohen Analphabetismusrate machte. Doch seit den 60er Jahren führten Befreiungsbewegungen in den Kolonien in Angola, Mosambik und Guinea-Bissau Befreiungskriege gegen die Kolonialmacht. Das NATO-Gründungsmitglied Portugal schickte immer mehr Soldaten in die Kolonien, die immer mehr Einsicht in die Aussichtslosigkeit und den verbrecherischen Charakter ihres Auftrages bekamen. Zugleich brauchte das faschistische Regime so dringend Soldaten, dass sie auch eigentlich oppositionelle befördern musste – das bildete den Kern für den MFA. Ohne den antikolonialen Befreiungskampf, wäre die Diktatur womöglich noch länger an der Macht geblieben.